Auch eisch.
Kleingeld…
Auf unzählige Nachfragen meiner Fenns habe ich mich nun durchgerungen, meinen berühmten, wenn auch nie abgesandten Brief an den Bundesbankpräsidenten hier zu veröffentlichen:
An die
Deutsche Bundesbank
z. Hd. Herrn Prof. Dr. Weber
Postfach 10 06 02
60006 Frankfurt am Main
26.06.2004
Mangel an Kleingeld
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Weber,
im Nachtmagazin der ARD wurde heute berichtet, daß es Deutschland am nötigen Kleingeld mangelt. Der Bericht enthielt – zumindest zwischen den Zeilen – den Apell an die Bürger, doch bitte ihr Klingelgeld mal einzusetzen oder einzuwechseln, um es auf diese Weise wieder in den Umlauf zu bringen.
Da ich selber auch so eine metallene Dose habe, in der sich bummelich drei bis fünf Euro in Rundstücken gleichen Materials befinden, fühle ich mich angesprochen. Als treue Bürgerin und ehemalige Staatsdienerin werde ich Ihrer Bitte nachkommen und in den nächsten Tagen das Geld zur Bank tragen.
Aber ich möchte diese Angelegenheit nicht unkommentiert lassen.
In dem Bericht wurde zu Recht erwähnt, daß die Preise in den allerseltensten Fällen runde Euro betragen, stattdessen haben sie eine 79, 89 oder 99 hinterm Komma. Damit werden wir als Kunden seit Jahr und Tag getäuscht, denn ein Produkt, das 3,99 € kostet, verkauft sich leichter als eines, das 4,- € kostet, weil es ja so viel billiger zu sein scheint. Die Preise für Treibstoff mit einer „Null-null-neun“ hinterm Komma setzen diesem Prinzip der Täuschung die Krone auf.
Ebenso korrekt wurde auf die Zeitnot in den Geschäften hingewiesen. Zumindest in den Lebensmitteldiscountern wird an den Kassen so dermaßen gehetzt, – wie ich erfuhr, weil von den Kassierer/innen seitens ihrer Arbeitgeber eine bestimmte „Mindestschlagzahl“ verlangt wird – daß man aufpassen muß, daß die gekaufte Ware nicht vom Band unter Umgehung des Einkaufskorbes direkt auf den Boden fällt. Bis ich mein Kleingeld passend herausgesucht habe, hat die Angestellte an der Kasse Feierabend. Ich könnte natürlich einen Taschenrechner mitnehmen und den genauen Betrag ausrechnen, um dann in der Schlange wartend mein Kleingeld aus dem Portemonnaie zu pulen. Mache ich aber nicht. Verzeihen Sie bitte.
Nun sammelt sich auf diese Weise also eine Menge des mittlerweile kostbaren Metalles in meiner Dose gleichen Materials und ich bin auch guten Willens. Aber ich muß mich entweder zur Bank begeben und dort mein Kleingeld zählen, was mit relativ großem Zeitaufwand und ggf. auch Fahrtkosten verbunden ist, oder aber einen Automaten benutzen, der dann einen Teil meines Geldes als Aufwandsentschädigung einbehält.
Ich fasse zusammen:
Zunächst täuscht mich der Einzelhandel mit seinen Preisen und maltretiert mich mit der gesundheitsschädlichen Hetze an der Kasse. Anschließend soll ich meine kostbare Zeit und mein ohnehin knappes Geld aufwenden, um demselben das mir auf diese Weise aufgezwungene Wechselgeld wieder zur Verfügung zu stellen, damit er es mir wieder und wieder auf die gleiche Weise aufzwingen kann. Andernfalls muß der Bund, also auch ich als Steuerzahlerin, durch kostspielige Neuprägung von Münzen diese mindestens fragwürdige, von mir weder gewünschte noch mir zuträgliche Vorgehensweise finanzieren.
Nun sagen Sie mir, werter Herr Prof. Dr. Weber, wie groß schätzen Sie meine Motivation ein, die Pfennige gegen Taler einzutauschen, bevor meine Dose voll ist?
Möglicherweise möchten Sie Ihre Apelle lieber an die Preisgestalter richten?
Mit freundlichen Grüßen
Stefanie Bonin
![]()
P. S.: Es waren ca. 13 Euro, so kann man sich irren…hihi.